Ursula Gather, Vorsitzende der Krupp-Stiftung und Mitglied im Aufsichtsrat von Thyssenkrupp, fordert Handlungsfreiheit für den Thyssenkrupp-Vorstand bei der Suche nach einem Partner für das Stahlgeschäft. „Bei einer existenziellen Entscheidung sollte der Vorstand die Freiheit zur Prüfung aller Optionen haben“, sagte sie der „Wirtschaftswoche“. Die IG Metall fordert eine deutsche Lösung.
Auch wenn die Zeit dränge, müsse es einen vernünftigen Prozess geben, forderte Gather. „Ich hielte es für unklug, sich festzulegen, wenn noch nicht alle Mosaiksteine auf dem Tisch liegen“, sagte sie dem Magazin. „Der Aufsichtsrat hat sich für offene Optionen entschieden.“ Wenn es mehrere Interessenten gebe, sei das gut für die Entscheidungsfindung.
Die Krupp-Stiftung, mit knapp 21 Prozent größte Aktionärin von Thyssenkrupp, stehe hinter dem angeschlagenen Unternehmen, versicherte Gather. „Die Lage war schon vor der Pandemie herausfordernd und ist durch sie noch herausfordernder geworden.“ Nach dem Verkauf der Aufzugsparte sei sie jedoch „zuversichtlich, dass das Unternehmen wieder Wasser unter den Kiel bekommt.“
Davon hängen auch die künftigen Aktivitäten der Stiftung ab, die in diesem Jahr keine Dividenden von Thyssenkrupp erhält. „Was wir in diesem Jahr fördern, ist von langer Hand geplant und finanziert. Wir sind vorbereitet. Aber ewig geht das natürlich nicht.“
Thyssenkrupp teilte am Freitag mit, der Verkauf der Aufzugssparte sei erfolgreich abgeschlossen. Die Sparte kaufte für rund 17 Milliarden Euro ein Investorenkonsortium. Vorstandschefin Martina Merz erklärte, die Erlöse in Milliardenhöhe „geben uns Rückenwind für den Umbau“. Merz will Thyssenkrupp zu einer Gruppe mit eigenständigen Geschäften und einer möglichst schlanken Holding machen.