E-Mobilität: Attraktive Prämie wirkt nur mit genügend Automodellen und Ladestationen

Symbolbild: Elektroauto beim Laden

Für Volkswagen soll er das nächste große Ding nach Käfer und Golf werden: der elektrische ID.3, der im September an die ersten Kunden ausgeliefert werden soll. VW verspricht ein „Schlüsselprodukt“, das Elektromobilität endgültig konkurrenzfähig macht. Bei Erfolg sind über 20 Modelle geplant. Doch wie attraktiv ist der Markt aus Verbrauchersicht?

ELEKTROAUTOS

Mindestens sieben Millionen Elektroautos sollen nach dem Willen der Bundesregierung bis 2030 in Deutschland unterwegs sein. Zum Jahresbeginn zählte das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) allerdings erst knapp 137.000 rein elektrisch angetriebene Pkw und 102.000 Plug-in-Hybride. Die Bestände verdoppelten sich damit im Vorjahresvergleich zwar erneut, doch der absolute Elektroanteil bleibt marginal. Fast 98 Prozent der rund 47,7 Millionen Pkw wurden noch mit Benzin und Diesel angetrieben.

Immerhin: Von Januar bis Juli wurden rund 61.000 Elektro-Pkw und knapp 69.000 Plug-in-Hybride neu zugelassen – auch diese Zulassungszahlen steigen seit längerem kontinuierlich und deutlich. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) zählte dann Anfang Mai insgesamt 280.000 Vollstromer und Plug-in-Hybride auf deutschen Straßen. Die Nachfrage steigt weiter.

AUTOBAUER

Die Auswahl an reinen E-Autos ist allerdings nach wie vor vergleichsweise gering. Der ADAC führte Anfang Juni in einer nicht repräsentativen Liste 33 verfügbare Fahrzeugtypen – kaum mehr als im Vorjahr. Etwa genauso viele neue Fahrzeuge seien indes für das gesamte Jahr 2020 angekündigt gewesen. Die Nationale Plattform Zukunft der Mobilität zählte zum Jahreswechsel 60 verschiedene Modelle batterieelektrischer Autos und Hybride. Und sie erwartete, dass diese Zahl in den kommenden fünf Jahren auf über 300 ansteigen könnte.

Volkswagen will mit insgesamt mehr als 1,5 Millionen produzierten Elektroautos bis 2025 Weltmarktführer werden. Gerade die deutschen Hersteller wollen ihr Angebot kräftig aufstocken. Das empfiehlt sich auch, wollen sie in den kommenden Jahren die mit möglichen Sanktionen begleiteten CO2-Flottengrenzwerte der EU einhalten. Gerade die zurzeit besonders gut laufenden Hybridmodelle seien vor diesem Hintergrund häufig eine „Übergangslösung“ der Hersteller, erklärte der ADAC.

UMWELTPRÄMIE

Die Verdopplung des staatlichen Umweltbonus auf bis zu 6000 Euro für Vollstromer und 4500 Euro für Plug-in-Modelle – zusätzlich zum Herstelleranteil – führte im Juli zu einer Rekordnachfrage. Fast 20.000 Mal wurde der Zuschuss laut Bundeswirtschaftsministerium beantragt. Der Aufschwung solle sich noch im Herbst deutlich verstärken, erklärte Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). Der erhöhte Bonus ist bislang bis Ende kommenden Jahres befristet.

PREISE

Die Preisspanne auf dem Markt ist gewaltig: Elektroautos sind in der Breite ab etwa 20.000 Euro bis an die 100.000 Euro zu haben. Volkswagen gibt für die neuen ID.3-Modelle beispielsweise 35.575 Euro als Mindestpreis an – abzüglich 9.480 Euro Umwelt- und Herstellerbonus bleiben gut 26.000 Euro. Nach „Handelsblatt“-Informationen akzeptieren die Wolfsburger bei ihrem deutlich günstigeren Elektroauto e-up derzeit noch einen Verlust von rund 5000 Euro pro verkauftem Fahrzeug.

„Die Entwicklung zeigt, wie schräg die Umweltprämie konzipiert wurde“, kritisiert Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. Sein Duisburger Center Automotive Research (CAR) ermittelte nach der Mehrwertsteuersenkung im Juli Gesamtrabatte von bis zu 50 Prozent auf dem Elektromarkt – gleichzeitig aber Lieferengpässe und „Zwangs-Kontingente“. Auf diese Weise ändere sich wenig am Markt – „ein klassischer Stagnations-Effekt“, erklärt Dudenhöffer.

LADEINFRASTRUKTUR

Als wesentlicher Knackpunkt der Mobilitätswende gilt neben dem Preis seit langem die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) zählte Anfang Mai 27.730 öffentlich zugängliche Ladepunkte und damit einen Zuwachs um gut 16 Prozent seit Jahresbeginn. Das reiche in der Summe theoretisch für 440.000 elektrisch betriebene Fahrzeuge aus. Soll deren Zahl aber weiter so stark steigen, ist diese Grenze schnell erreicht. Für eine Million E-Autos werden nach Berechnungen des BDEW 77.000 Ladepunkte benötigt.

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