Auslieferungsverfahren gegen Wikileaks-Gründer Assange wird fortgesetzt

Justitia (über izzet ugutmen / shutterstock.com)
Justitia (über izzet ugutmen / shutterstock.com)

In London wird am Montag das Auslieferungsverfahren gegen Wikileaks-Gründer Julian Assange fortgesetzt. Die Richter müssen entscheiden, ob der 49-jährige Australier an die USA ausgeliefert wird. Dort ist Assange wegen der Veröffentlichung geheimer Dokumente und Verstößen gegen das Anti-Spionage-Gesetz angeklagt. Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu 175 Jahre Haft. Derzeit sitzt er in einem britischen Hochsicherheitsgefängnis.

Die Anhörung am Zentralen Strafgerichtshof in London wird voraussichtlich drei bis vier Wochen dauern. Ursprünglich sollte das Verfahren im April fortgesetzt werden, wegen der Corona-Pandemie musste es jedoch unterbrochen werden. 

Das Urteil – ganz gleich, wie es ausfällt – werde „fast sicher“ von der Gegenseite angefochten, sagte John Rees, Vertreter einer Unterstützerkampagne für Assange, der Nachrichtenagentur AFP. Der Australier habe „eine sehr starke Verteidigung“, allerdings sei der Fall „in höchstem Maße“ politisiert worden.

Bei einer Anhörung im Februar hatte Assanges Anwalt Edward Fitzgerald argumentiert, seinen Mandanten erwarte in den USA kein faires Verfahren. Zudem sei der Wikileaks-Gründer im Falle einer Auslieferung suizidgefährdet.

Assanges Anwälte haben bereits mehrmals erfolglos versucht, eine Freilassung ihres Mandanten auf Kaution zu erwirken. Unterstützer des Wikileaks-Gründers fürchten um die Gesundheit des 49-Jährigen. Bei seinem Erscheinen vor Gericht im Februar machte Assange einen verwirrten und geschwächten Eindruck. 

Auch Assanges Lebensgefährtin und Mutter seiner beiden Söhne, die Anwältin Stella Morris, drängte im März auf seine Freilassung und warnte, sein Leben sei auch wegen der Ausbreitung des Coronavirus im Gefängnis in Gefahr.

Assange weiß eine Reihe prominenter Unterstützer hinter sich, unter anderem die Modedesignerin Vivienne Westwood und Ex-„Baywatch“-Star Pamela Anderson. Der Europarat sprach sich im Februar ebenfalls gegen die Auslieferung des Wikileaks-Gründers aus und verwies auf die „abschreckende Wirkung auf die Pressefreiheit“, die dies hätte. 

Die Enthüllungsplattform Wikileaks hatte 2010 und 2011 hunderttausende geheime Papiere vor allem zum Irak-Krieg ins Internet gestellt, die ihr von der früheren US-Soldatin Chelsea Manning zugespielt worden waren. Sie enthielten hochbrisante Informationen über die US-Einsätze in dem Land, unter anderem über die Tötung von Zivilisten und die Misshandlung von Gefangenen.

Assange war im April 2019 in Großbritannien verhaftet worden, nachdem er sieben Jahre in der ecuadorianischen Botschaft in London verbracht hatte. Dort hatte er aus Furcht vor einer Auslieferung in die USA Zuflucht gesucht.

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