Für Millionen Schüler in Europa beginnt nach Corona-Zwangspause Schulunterricht

Symbolbild: Test in einer Schule
Symbolbild: Test in einer Schule

Nach monatelanger Zwangspause sind Millionen Schüler in Frankreich, Belgien und England am Dienstag erstmals wieder zum Unterricht in ihre Schulen zurückgekehrt. Allerdings müssen sie sich noch an einen neuen Schulalltag in Zeiten der Corona-Pandemie gewöhnen – dazu gehören vielerorts Maskenpflicht und strikte Regeln zum Abstandhalten. Viele Eltern und Lehrer befürchten, dass all die Vorsichtsmaßnahmen eine zweite Corona-Welle nicht verhindern können.

Die Regierungen nehmen die Sorgen ernst, versichern jedoch, dass die Belastungen eines weiteren Fernunterrichts für Eltern wie Schüler größer sind als die Gefahr unkontrollierbarer Corona-Ausbrüche. „Ich unterschätze die Herausforderungen der vergangenen Monate nicht, aber ich weiß auch, wie wichtig es für Kinder ist, wieder zur Schule zu gehen – nicht nur für ihre Bildung, sondern auch für ihre Entwicklung und ihr Wohlergehen“, sagte etwa der britische Bildungsminister Gavin Williamson.

In Frankreich kehrten rund 12,4 Millionen Schüler unter strikten Corona-Auflagen in ihre Klassenzimmer zurück. Für alle Schüler ab elf Jahren sowie für die Lehrer gilt Maskenpflicht, zudem empfiehlt die Regierung einen Mindestabstand von einem Meter im Klassenzimmer.

„Es stört mich nicht, eine Maske zu tragen, auch wenn es sich ein wenig seltsam anfühlt“, sagte Marie aus dem südfranzösischen Marseille, die am Dienstag ihr erstes Jahr an der Mittelschule begann. Viele Lehrer hingegen zeigten sich weniger begeistert. „Wie können wir eine Verbindung zu den Kindern aufbauen, wenn die Hälfte unseres Gesichts hinter einer Maske verborgen ist“, kritisierte die Englischlehrerin Julie Siata.

Auch in Belgien, dem Land mit einer der höchsten Corona-Sterberaten in Europa, begann wieder der Schulunterricht. Dort gilt die Maskenpflicht ab zwölf Jahre, diese müssen zudem beim Abnehmen stets in einer Schutzhülle aufbewahrt werden. Die neuen Maßnahmen stressten ihn ganz schön, gestand Martin, der bald seinen 13. Geburtstag feiert, auf dem Weg zu seiner Schule in Brüssel.

In England und Wales sind die Schulöffnungen ebenso wie der Unterrichtsbeginn gestaffelt, um einen Ansturm auf den öffentlichen Verkehr und die Pausenhöfe zu verhindern. Mit einer vielkritisierten Kehrtwende empfiehlt die Regierung in London zudem nun doch das Tragen von Schutzmasken.

In Spanien und Griechenland soll kommende Woche wieder der Schulunterricht starten, Italien will am 14. September folgen. Dort wächst allerdings die Sorge, dass das Risiko einer neuen Coronawelle trotz Masken und gestaffelter Öffnungs- und Kantinenzeiten zu groß sein könnte. Drei Regionen im Süden des Landes haben deshalb die Schulöffnungen bereits auf das Monatsende verschoben.

Auch in Russland begann wieder der Unterricht in den Schulen. Rund 17 Millionen Schüler und 1,5 Millionen Lehrer kehrten wie jedes Jahr zum 1. September in ihre Klassenräume zurück. Zum Schutz vor einer Ansteckung mit dem neuartigen Coronavirus wird am Eingang der Schulen die Körpertemperatur gemessen.

Im Gegenzug verzichteten die Behörden auf eine Maskenpflicht im Unterricht. Nur in der Hauptstadt Moskau, dem Zentrum der Virus-Epidemie in Russland, ist der Mundschutz für Lehrer verpflichtend und für Schüler empfohlen. Am selben Tag stieg die Zahl der Neuinfektionen im Land um mehr als 4700 Fälle auf über eine Million.

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