In den USA sind in den vergangenen 30 Jahren rund 2500 Menschen im Nachhinein freigesprochen worden, die zuvor zu Unrecht wegen schwerer Verbrechen verurteilt worden waren. Laut einer am Dienstag veröffentlichten Studie trugen Polizei und Staatsanwälte in rund der Hälfte dieser Fälle eine Mitschuld, weil sie entlastende Beweise zurückhielten.
Für den Bericht des National Registry of Exonerations untersuchten Forscher die Akten von knapp 2500 Menschen. Demnach wurde in 61 Prozent der Fälle, in denen die Angeklagten fälschlicherweise wegen Mordes verurteilt wurden, entlastende Beweise zurückgehalten. In 72 Prozent der Fälle, in denen zum Tode Verurteilte entlastet wurden, lag ein Fehlverhalten von Polizisten und Staatsanwälten vor.
Die durchschnittliche Haftdauer eines wegen Mordes verurteilten und später freigesprochenen Beschuldigten betrug der Studie zufolge 13,9 Jahre. „Im Allgemeinen kommt es umso häufiger zu Fehlverhalten, je extremer die Gewalt ist“, heißt es in dem Bericht. Die Erhebung basiert auf einem gemeinsamen Projekt der University of California-Irvine, der University of Michigan sowie der Michigan State University.
In den 2500 Fällen habe sich das Fehlverhalten der Beamten unterschiedlich ausgedrückt, resümierten die Autoren. Die Anwendung bedenklicher Techniken, um falsche Geständnisse zu erzwingen, sei eine Möglichkeit gewesen. Eine andere, dass Polizisten und Staatsanwälte Zeugen ermutigt oder genötigt hätten, Angeklagte zu belasten. Auch gefälschte Beweise und Umgehungen des Gesetzes durch Staatsanwälte hätten in der Vergangenheit zu falschen Schuldsprüchen geführt.
Bei Drogenkriminalität seien Schwarze in den USA zudem viel häufiger fälschlich verurteilt worden als Weiße. Demnach ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Afroamerikaner zu Unrecht verurteilt wird, zwölf Mal höher als bei einem weißen Angeklagten gewesen. Die Studie hebt allerdings hervor, dass auch Weiße häufig Opfer von falschen Verurteilungen geworden seien; etwa wenn es um Korruption und Betrug ging.
Um künftig illegales oder unethisches Verhalten von Behördenvertretern zu unterbinden, seien Reformen nötig. Die Autoren der Studie schlagen etwa vor, die Aufzeichnung von Polizeiverhören verbindlich vorzuschreiben. Zudem sei es notwendig, die Arbeitskultur der Ermittler aufzubrechen, die stark auf das Erreichen von Verurteilungen fixiert sei.