In Frankreich verspätet sich der „Schnäppchentag“ Black Friday in diesem Jahr: Der US-Onlineriese Amazon zeigte sich auf Druck der Regierung bereit, seine Rabattaktion vom 27. November auf den 4. Dezember zu verschieben. Auch andere Händler willigten ein, wie das Wirtschaftsministerium in Paris am Freitag mitteilte. Hinter dem kuriosen Deal verbirgt sich ein Streit mit kleinen Läden um die Lockerung des Corona-Lockdowns.
Die große Furcht der französischen Einzelhändler: Der US-Riese Amazon würde am Black Friday am 27. November den großen Reibach machen, während kleine Buchläden, Spielwaren- oder Elektronikgeschäfte leer ausgingen. Unter dem seit drei Wochen geltenden Lockdown in Frankreich sind die meisten Geschäfte vorerst bis zum 1. Dezember geschlossen. Viele Bürger shoppen deshalb im Internet.
Wirtschaftsminister Bruno Le Maire hatte deshalb Druck auf Amazon und andere Internet-Händler gemacht, die Rabattschlacht aufzuschieben. Einfach anordnen konnte er dies nicht: Die aus den USA stammende Tradition eines Ausverkaufs am Freitag nach Thanksgiving – dem US-Erntedankfest – ist Sache der Privatwirtschaft.
Bei Verhandlungen im Wirtschaftsministerium am Freitag fassten Händler und Politik nun den „einstimmten Beschluss“, den Black Friday auf den 4. Dezember zu verschieben. Allerdings knüpften die Einzelhändler dies an die Bedingung „einer Wiedereröffnung der Geschäfte bis zu diesem Datum“.
Damit entsteht in Frankreich eine kuriose Situation, wie Verbraucherschützer betonen: Denn die Supermärkte haben ihre Prospekte für die kommende Woche längst gedruckt. Rabatte, die darin für den Black Friday angekündigt sind, sind mit dem Aufschub hinfällig.
Zudem hält er die Franzosen nicht davon ab, am 27. November als dem „regulären“ Black Friday Schnäppchen etwa in Belgien oder anderen Ländern online zu bestellen. Danach können sie am 4. Dezember gleich noch mal in Frankreich zuschlagen.
Sind die Franzosen damit kurz vor Weihnachten gleich doppelt im Schnäppchenglück? Keinesfalls, meinen Verbraucherschützer. Das französische Pendant zur Stiftung Warentest, der Verband UFC-Que Choisir – hält das ganze Rabattgeklingel für irreführend. Er rief eine Reihe bekannter Händler wie Fnac oder Darty auf, „unlautere“ Werbeaktionen und „Abzocke“ zu unterlassen.
Denn viele Händler erhöhen den Verbraucherschützern zufolge vor dem Black Friday einfach die Preise – um sie dann wieder zu senken. Der gefoppte Konsument zahlt also genauso viel wie eh und je. Dafür klingeln beim Handel die Kassen: Die Pariser Industrie- und Handelskammer spricht von einem Umsatz von bis zu sechs Milliarden Euro nur an diesem einen Tag.
Theoretisch hätte die französische Regierung auch einfach alle Geschäfte zum Black Friday am 27. November wieder öffnen können. Gesundheitsexperten warnten aber vor einem massiven Andrang – und einem schwarzen Freitag für die Krankenhäuser.
Premierminister Jean Castex machte den gebeutelten Händlern aber ein wenig Hoffnung: Wenn sich die Gesundheitslage weiter verbessere, könnten kleine Geschäfte unter strengen Hygiene-Auflagen „um den 1. Dezember herum“ wieder öffnen, versprach er.
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