Die Unternehmen und der Staat haben im vergangenen Jahr mehr in Forschung und Innovation in Deutschland investiert als je zuvor. Dieser Höchststand werde im Krisenjahr 2020 voraussichtlich noch einmal übertroffen, berichtete die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ, Mittwochsausgabe) unter Berufung auf eine Datenerhebung, die der Stifterverband – eine Gemeinschaftsinitiative der Wirtschaft – jährlich für das Bundesforschungsministerium erstellt.
Zentrale Kennziffer ist die Quote der Gesamtausgaben für Forschung und Entwicklung gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP). Sie erreichte 2019 der Datenerhebung zufolge 3,17 Prozent und etablierte sich damit über der durch EU-Beschlüsse vorgegebenen Zielmarke von drei Prozent, wie die „FAZ“ weiter berichtete. Im Jahr 2018 war die Marke demnach mit 3,03 Prozent bereits knapp übertroffen worden.
Ziel der Bundesregierung ist es, bis 2025 insgesamt 3,5 Prozent des Bruttoinlandproduktes in Forschung und Entwicklung zu investieren.
Der Großteil der Forschungsausgaben von insgesamt rund 110 Milliarden Euro entfiel 2019 wie üblich auf die Unternehmen: Sie setzten dem Bericht zufolge 75,6 Milliarden Euro für Forschung mit eigenem Personal ein und vergaben Forschungsaufträge über 21,6 Milliarden Euro an externe Dienstleister. In der Summe waren das 4,7 Prozent mehr als 2018, wie die „FAZ“ aus der Auswertung berichtete.
Allein ein Drittel der Forschungsausgaben bestreitet traditionell die Autoindustrie. Deutliche Steigerungen zeigen sich laut Stifterverband aber nun in der Pharmaforschung – die neuerdings zusätzlich von der Suche nach Corona-Impfstoffen profitiert.
Der Präsident des Stifterverbands, Andreas Barner, erwartet auch deshalb trotz Wirtschaftskrise für 2020 eine weiterhin günstige Entwicklung. In vielen Branchen sähen die Unternehmen, „dass ihr künftiger Erfolg stark davon abhängt, im Wandel – etwa hin zu Digitalisierung und mehr Klimaschutz – voranzukommen“ , sagte er der Zeitung.
Daneben hebe ein technischer Effekt die Quote: Krisenbedingt sinkt in diesem Jahr die Bezugsgröße, das BIP. „Unterstellt man stabile Forschungsausgaben, dann führt allein dieser Effekt überschlägig zu einem Anstieg auf 3,3 Prozent des BIP“, sagte Barner.