Drei deutsche Hoffnungsträger im Kampf gegen das Coronavirus

Symbolbild: Spritze mit medizinischem Stoff/Impfung
Symbolbild: Spritze mit medizinischem Stoff/Impfung

Weltweit forschen Pharmafirmen und wissenschaftliche Institutionen an Impfstoffen gegen das Coronavirus. Auch deutsche Experten beteiligen sich an der Suche. Hierzulande sind zwei Unternehmen und ein Verbund von Wissenschaftlern an Universitätskliniken dabei. Ein Überblick:

BIONTECH

Das Mainzer Pharmaunternehmen und sein US-Partner Pfizer gehören zu den derzeit führenden Entwicklern eines potenziellen neuen Impfstoffs. Erst am Montag meldeten sie unter Verweis auf die Analyse erster Daten aus ihren seit Juli laufenden großangelegten klinischen Tests mit ihrem Wirkstoff, dass dieser eine Wirksamkeit von mehr als 90 Prozent aufweise. Voraussichtlich in der kommenden Woche wollen sie eine beschleunigte Marktzulassung in den USA beantragen. Zuvor müsse aber noch ein wichtiger „Sicherheitsmeilenstein“ erreicht werden, hieß es.

Bei der Suche nach einem möglichen Corona-Impfstoff setzen Firmen und Institutionen auf unterschiedliche Wege. Biontech und Pfizer nutzen die sogenannte mRNA-Technologie. Dabei werden Teile der Erbgutinformationen des Coronavirus in den menschlichen Körper injiziert, wo sie von Zellen aufgenommen werden und die Immunabwehr anregen. Die Zellen stellen eine begrenzte Menge virustypischer Eiweiße her, woraufhin der menschliche Körper Antikörper produziert. Bei einem späteren Kontakt mit echten Coronaviren erkennt das Immunsystem die Strukturen wieder und reagiert.

Biontech und Pfizer begannen bereits Ende Juli mit großen klinischen Studien der Phase drei, deren Ergebnisse maßgeblich für eine Zulassung durch die Behörden sind. Die Planungen für eine Massenproduktion nach einer etwaigen Genehmigung laufen bereits seit langem. Die EU sicherte sich durch Vorverträge bereits 200 Millionen Impfdosen und eine Option auf weitere 100 Millionen. Die Bundesregierung stellte Biontech 375 Millionen Euro zum Aufbau von Produktionskapazitäten zur Verfügung.

CUREVAC

Auch das Tübinger Pharmaunternehmen Curevac mischt bei der Suche nach einem Impfstoff mit und vermeldete zuletzt „sehr ermutigende“ erste Studiendaten. Im Vergleich zu Biontech und Pizer liegt die Firma aber zeitlich etwas zurück: Ihr Wirkstoff befindet sich zunächst noch in den klinischen Tests der sogenannten ersten Phase, in denen es zunächst um die Klärung von grundlegenden Wirksamkeits- und Sicherheitsfragen geht.

Auch Curevac setzt auf einen Impfstoff auf der Basis der mRNA-Methode, um das Immunsystem auf einen Kontakt mit den neuartigen Coronaviren vorzubereiten. Die Technologie gilt allgemein als vielversprechend, ist aber noch neu.

Auch Curevac treibt bereits die Vorbereitungen für eine Großproduktion seines Wirkstoffs voran. Mit der EU unterzeichnete die Firma schon einen Vorvertrag über 225 Millionen Dosen, der Bund bezuschusst Curevac mit 230 Millionen Euro. Wie bei Biontech soll das Geld in den Aufbau von großen Produktionsanlagen und die Beschleunigung der Tests fließen.

DEUTSCHES ZENTRUM FÜR INFEKTIONSFORSCHUNG

Unter dem Dach des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) arbeiten Wissenschaftler und Ärzte ebenfalls an einem Impfstoff aus Deutschland. Beteiligt sind Experten an den drei Universitätskliniken in München, Hamburg und Marburg. Ihr Impfstoff befindet sich ebenfalls noch in der ersten Testphase, die Prüfung begann vor etwa einem Monat.

Der nichtkommerzielle DZIF-Verband setzt anders als die Konkurrenz auf einen sogenannten Vektorimpfstoff. Dabei werden Erbgutinformationen des Coronavirus nicht wie bei der mRNA-Methode in einer Fett-Wasser-Lösung injiziert, sondern Genmaterial wird in einen gentechnisch veränderten harmlosen Trägerviren eingebaut, mit denen es in den Körper gelangt, wo es das Immunsystem aktiviert. Die Experten nutzen ein speziell für solche Zwecke entwickeltes Pockenvirus, auf dessen Basis sie bereits erfolgreich eine Immunisierung gegen das Mers-Coronavirus entwickelten.

Mit dem Beginn der nächsten Studienphase rechnet das DZIF etwa zum Ende des Jahres. Bei der Herstellung kooperiert die Forschungsgemeinschaft mit der Firma IDT Biologika aus Dessau-Rosslau, die auf derartige Aufträge spezialisiert ist. Auch sie wird wie Biontech und Curevac aus einem Programm der Regierung gefördert – und zwar mit 114 Millionen Euro.

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