Biontech steht kurz vor Zulassung seines Impfstoffes in den USA

Symbolbild: Spritze mit medizinischem Stoff/Impfung
Symbolbild: Spritze mit medizinischem Stoff/Impfung

Im Wettlauf mit der Zeit um einen Corona-Impfstoff hat das Mainzer Unternehmen Biontech eine wichtige Zulassungshürde in den USA genommen, die Pharmakonzerne Sanofi und GlaxoSmithKline (GSK) mussten dagegen den möglichen Einsatztermin für ihr Mittel deutlich nach hinten verschieben. Russland und AstraZeneca kündigten derweil an, ein Kombinationspräparat aus ihren beiden Impfstoffen herstellen und testen zu wollen. 

In den USA empfahl eine Expertenkommission der Arzneimittelbehörde FDA am Donnerstag die Notfallzulassung des Impfstoffs von Biontech und seinem US-Partner Pfizer. In einer live im Internet übertragenen Sitzung stimmten 17 Mitglieder des Gremiums dafür, vier Mitglieder votierten dagegen, eines enthielt sich. 

Zwar ist das Votum des Ausschusses nicht bindend. Es spricht aber alles dafür, dass der Biontech-Impfstoff nun eine Notfallzulassung erhält. Diese könnte in dem Land mit den weltweit höchsten Corona-Fallzahlen nun binnen weniger Tage erteilt werden. Das US-Gesundheitsministerium will den Biontech-Impfstoff bereits ab Anfang kommender Woche in Krankenhäusern und Altenheimen einsetzen und bis Jahresende 20 Millionen Menschen impfen.

Rückenwind erhielten Biontech und Pfizer auch durch einen Artikel im „New England Journal of Medicine“. Das renommierte Fachblatt veröffentlichte alle Ergebnisse der klinischen Tests an 44.000 Probanden und bezeichnete diese in einem Kommentar als einen „Triumph“.

Eine Hiobsbotschaft mussten dagegen Sanofi und GSK verkraften. Ihr Impfstoff wird erst Ende 2021 fertig, wie das französische und das britische Unternehmen mitteilten. Grund für die Verzögerung sei, dass die Ergebnisse der bisherigen klinischen Tests bei älteren Menschen nicht so gut wie erhofft ausfielen. Der Impfstoffkandidat solle daher überarbeitet und neue Tests vorgenommen werden. 

Die beiden Pharmakonzerne waren ursprünglich davon ausgegangen, in der ersten Hälfte des kommenden Jahres die Zulassung beantragen zu können. Nun wird mit der Verfügbarkeit des Impfstoffs frühestens im vierten Quartal 2021 gerechnet. Der stellvertretende Sanofi-Leiter für Impfstoffe, Thomas Triomphe, sprach von einer „Enttäuschung“.

Russland und der britisch-schwedische Pharmakonzern AstraZeneca kündigten derweil an, Bestandteile ihrer Corona-Impfstoffe kombinieren und das dadurch entstehende neue Mittel in Tests überprüfen zu wollen. Es bestehe die Hoffnung, dass durch die Kombination „eine bessere Immunabwehr“ erreicht werde, erklärten beide Seiten. 

Sowohl der russische Impfstoff Sputnik V als auch das AstraZeneca-Mittel AZD1222 nutzen sogenannte Adenoviren als Vektoren. Die klinischen Tests zu Wirksamkeit und Sicherheit eines Kombinations-Mittels sollen noch in diesem Jahr beginnen und parallel zu den schon längere Zeit laufenden Tests mit den jeweils einzelnen Impfstoffen erfolgen.

Komplett gestoppt wurde dagegen die Entwicklung eines Impfstoffes in Australien. Grund dafür ist, dass ein für das Mittel genutztes Protein bei einigen Probanden einen HIV-„Fehlalarm“ auslöste – also Tests auf HIV fälschlicherweise positiv ausfielen. Dies untergrabe das Vertrauen in die Impfung, erklärte die Regierung, die eigentlich große Teile der Bevölkerung mit diesem Mittel impfen wollte. Stattdessen wurden nun die Bestellungen bei anderen Herstellern im Ausland erhöht.

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