Vor dem Bundesratsbeschluss zum Verbot leichter Plastiktüten am Freitag hat der Handelsverband Deutschland (HDE) das Gesetz als überflüssige Belastung kritisiert und auf freiwilliges Engagement des Einzelhandels verwiesen. Dieser habe mit seiner erfolgreichen Selbstverpflichtung zur Reduzierung von Kunststofftragetaschen in den vergangenen Jahren gezeigt, „dass er ohne staatliche Regulierung einen bedeutenden Beitrag zum Umweltschutz leistet“, erklärte die HDE-Geschäftsführerin für Nachhaltigkeit, Antje Gerstein.
Händler und Verbraucher hätten ihr Verhalten „längst eigenständig an die umweltbezogenen Herausforderungen unserer Zeit angepasst“, betonte sie – die Politik würdige das aber nicht. Das geplante Verbot kritisierte Gerstein als „reine Symbolpolitik“ und überflüssige neue Vorgabe.
Laut HDE hat der Handel die Ausgabe von Kunststofftaschen von 2015 bis 2019 insgesamt um knapp 70 Prozent zurückgefahren: 1,7 Milliarden Tragetaschen wurden demnach im vergangenen Jahr bundesweit noch ausgegeben, das waren durchschnittlich 21 Taschen pro Bundesbürger. 18 davon waren nach Verbandsangaben sogenannte leichte Plastiktüten mit einer Folienstärke unter 50 Mikrometern – eine entsprechende EU-Vorgabe von jährlich maximal 40 solcher leichten Tüten sei „mehr als erreicht“.
Der Bundestag indes hatte Ende November ein Gesetz für ein Komplettverbot von Plastiktüten mit einer Wandstärke von 15 bis 50 Mikrometern ab 2022 beschlossen. Der Bundesrat berät am Freitag abschließend darüber. Ziel ist laut der Länderkammer die Vermeidung von Einwegplastik im Handel und damit der Schutz von Ressourcen und Umwelt. Besonders leichte Tüten für Obst oder Frischfleisch – so genannte Hemdchenbeutel – wären von dem Verbot ebenso ausgenommen wie stärkere Mehrwegtragetaschen.