Steinmeier würdigt Willy Brandts Kniefall in Warschau vor 50 Jahren

Kniefall Willy Brandt - Bild: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung
Kniefall Willy Brandt - Bild: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den Kniefall von Willy Brandt in Warschau vor 50 Jahren gewürdigt. Indem er vor dem Denkmal für den Aufstand im jüdischen Ghetto 1943 niederkniete, habe Brandt ein Bild geschaffen, „das um die Welt ging“, erklärte Steinmeier laut vorab veröffentlichtem Redetext am Montag in einer Videobotschaft zu einer Kranzniederlegung in Warschau anlässlich des Jahrestags.

Als der damalige Bundeskanzler Brandt 1970 nach Warschau gereist sei, seien „die Wunden der Vergangenheit noch frisch“ gewesen: „Der Überfall auf Polen, der mit entsetzlicher Grausamkeit von Deutschland geführte Vernichtungskrieg, der Terror und die polnischen Opfer der deutschen Besatzung, der Völkermord an den Juden“, erklärte Steinmeier. Auch Flucht und Vertreibung der deutschen Zivilbevölkerung hätten auf den deutsch-polnischen Beziehungen gelastet. 

Der Emigrant und Widerstandskämpfer Brandt, „der selbst ohne Schuld war, bekannte mit seinem Kniefall deutsche Schuld und bat um Vergebung“, erklärte Steinmeier. „Darin lag die Größe dieser Geste Willy Brandts.“

Seither hätten Deutschland und Polen gemeinsam den demokratischen Aufbruch des Jahres 1989 erlebt und den Fall des Eisernen Vorhangs in Europa gefeiert, erklärte der Bundespräsident weiter. „Wir profitieren von offenen Grenzen und arbeiten als gute Nachbarn in der Europäischen Union zusammen.“

Steinmeier begrüßte auch die kürzlich getroffene Entscheidung des Bundestags, in Berlin an prominenter Stelle ein Denkmal für die polnischen Opfer des Zweiten Weltkrieges und der nationalsozialistischen Besatzung zu errichten. „Dieses Denkmal setzt ein sichtbares Zeichen gegen das Vergessen. Es soll uns zugleich ständige Mahnung für eine bessere Zukunft sein.“

Brandt hatte am 7. Dezember 1970 als erster westdeutscher Regierungschef nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs die polnische Hauptstadt besucht. Am Denkmal der Helden des Warschauer Ghettos legte Brandt einen Kranz ab – und kniete dann plötzlich nieder. Schweigend verharrte Brandt eine halbe Minute lang vor dem Ehrenmal. Das Bild des Kniefalls von Warschau wurde zum Symbol für die deutsch-polnische Aussöhnung. 

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