Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki droht spätestens am 18. März der Showdown

Kardinal Woelki - Bild: Raimond Spekking/CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)
Kardinal Woelki - Bild: Raimond Spekking/CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)

Läuft im Erzbistum Köln alles auf einen Befreiungsschlag für Kardinal Rainer Maria Woelki am 18. März hinaus? Oder wird der Tag der Präsentation eines Missbrauchsgutachtens zu einem Showdown, an dem am Ende nur noch durchgezählt wird, wer alles auf der Strecke blieb? Für Woelki sind es aufreibende Wochen – ausgerechnet der gebürtige Kölner droht auf dem Stuhl des Erzbischofs seiner Heimatstadt zu scheitern.

Der 18. März ist der Tag, an dem Woelki erstmals ein Gutachten zum sexuellen Missbrauch im Erzbistum vorlegen will. Ein eigentlich schon für das vergangene Jahr geplantes Gutachten hält er zurück. Nun scheint der Tag die letzte Gelegenheit für den seit Monaten unter wachsender Kritik stehenden Kardinal zu sein, noch irgendetwas gut zu machen.

Die Ausgangslage ist dabei denkbar ungünstig: Dem selbst unter Vertuschungsverdacht stehenden Woelki laufen in Scharen die Katholiken davon, die Austrittszahlen steigen sprunghaft. Dazu erklärten die Laienvertreter im Erzbistum den offenen Widerstand. Und jetzt wird auch von führenden Klerikern schonungslos offen die Situation analysiert.

Der Kölner Stadtdechant Robert Kleine sagte schon im „Kölner Stadt-Anzeiger“, einen Kirchenaustritt könne er derzeit niemandem verdenken. Im bistumseigenen Domradio hob er danach die Bedeutung des Termins der Gutachtenpräsentation als letzten Ausweg hervor.

Viele fragten sich, was am 18. März geschehen werde, sagte Kleine. „Gibt es weitergehende Konsequenzen, dass man sich entschuldigt oder dass es vielleicht sogar noch weitergehende Rücktritte gibt?“ Das alles liege ja in der Verantwortung der Personen, die im Gutachten benannt sind. „Aber das muss am 18. März alles erfolgen – dann erst hat das Gutachten einen Sinn.“

Was Kardinal Woelki selbst denkt, ist im Moment nicht klar. Zuletzt sorgte er an Weihnachten für Irritationen, weil er um Verzeihung dafür bat, dass die Gläubigen die Kritik an seiner Person ertragen müssen. Ein Wort über eigene Fehler verlor Woelki nicht.

Woelki kam am 18. August 1956 im Kölner Stadtteil Mülheim zur Welt. Der 95. Bischof in der Geschichte des Erzbistums hat eine fast durchgehend Kölner Vita – hier wurde er 1985 zum Priester geweiht, hier war er von 2003 bis 2011 Weihbischof. Ortswechsel machte er nur zwei – 2000 wurde Woelki in Rom in Theologie promoviert. Und von 2011 bis 2014 war er Erzbischof in Berlin.

Die Berliner Jahre begründeten einen weltoffenen Ruf des theologisch dezidiert konservativ auftretenden Woelki, der heute nicht mehr zu seinem Bild in der Öffentlichkeit passen will. In Berlin zeigte er sich volksnah, bezog eine Dachgeschossmietwohnung in einem Viertel mit einigen sozialen Problemen.

Woelki traf sich als erster Berliner Bischof mit Vertretern des Lesben- und Schwulenverbands. Statt die Limousine nahm der 1,92 Meter große Theologe regelmäßig das Fahrrad auf dem Weg durch die Stadt. Berlins damaliger Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) lobte den noch von Papst Benedikt XVI. in den Kardinalsstand erhobenen Geistlichen: Woelki habe sein Amt „glaubwürdig, selbstbewusst, weltgewandt und zeitgemäß“ wahrgenommen.

Dass er nach nur wenigen Jahren wieder ging, lag am Ruf aus Köln. Dort war Woelkis theologischer Ziehvater Joachim Meisner 2014 in den Ruhestand gegangen. Und obwohl das größte deutsche Bistum nach einem Vierteljahrhundert unter Meisner einen neuen Aufbruch ersehnte, erwählte sich das Domkapitel mit großer Mehrheit Woelki zum Nachfolger.

Stadtdechant Kleine erinnerte jetzt daran, dass Woelki bei seiner Ankunft in Köln gesagt habe, er kläre „ohne Rücksicht auf Personen auf“. Der 18. März soll nun der Tag werden, an dem er die Zweifel an diesem Aufklärungswillen ausräumen muss.

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