Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat eine intensive Erforschung der Langzeitfolgen von Corona-Erkrankungen angemahnt. Studien dazu seien „äußerst wichtig“, die WHO sehe hier eine „klare Priorität“, sagte der WHO-Direktor für Europa, Hans Kluge, am Donnerstag in Kopenhagen. Alle Gesundheitsbehörden müssten sich daran beteiligen, die Spätsymptome von Corona zu erforschen.
Die langfristigen Folgen von Corona-Erkrankungen werden unter dem Schlagwort „Long Covid“ zusammengefasst. Die WHO spricht vorerst von einer „Post-Covid-Verfassung“, aber auch Begriffe wie post-akutes Covid-Syndrom werden verwendet. Studien ergaben, dass etwa jeder Zehnte nach einer Ansteckung mit dem Coronavirus noch Wochen später unter Symptomen wie Müdigkeit und Kurzatmigkeit, aber auch unter kardiologischen und neurologischen Problemen leidet.
„Die Belastung ist real und erheblich“, sagte Kluge. Etwa einer von zehn Erkrankten fühle sich noch zwölf Wochen nach Ende der Erkrankung unwohl – „und viele noch deutlich länger“.
Obwohl es schon kurz nach Beginn der Pandemie erste Berichte über Langzeitfolgen gegeben habe, seien viele Betroffene auf „Unglauben und Unverständnis“ gestoßen. Kluge forderte, diese Patienten ernstzunehmen, um die langfristigen Folgen einer Covid-19-Erkrankung besser zu verstehen.
Das WHO-Regionalbüro für Europa forderte die europäischen Länder und Institutionen auf, sich bei der Erforschung von „Long Covid“ zusammenzuschließen und etwa die Erhebung von Daten zu vereinheitlichen. Kluge kündigte zudem an, die 53 europäischen WHO-Mitgliedstaaten an einen Tisch zu bringen, um eine regionale Strategie zu entwickeln.
Um die Langzeitfolgen von Corona besser zu verstehen, hatte die WHO vor gut zwei Wochen bereits ein erstes weltweites Seminar mit Wissenschaftlern und Ärzten ausgerichtet. Der Austausch zu dem Thema soll nun in regelmäßigen Abständen fortgesetzt werden.