Viele offene Fragen im Gesundheitsausschuss zu Astrazeneca

Symbolbild: Reichstag/Bundestag
Symbolbild: Reichstag/Bundestag

Im Bundestags-Gesundheitsausschuss sind am Mittwoch viele Fragen zum weiteren Umgang mit dem Impfstoff von Astrazeneca offen geblieben. Die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Sabine Dittmar, äußerte die Hoffnung auf eine baldige Wiederaufnahme der Corona-Impfungen mit dem Vakzin. Die Grünen übten scharfe Kritik am Verhalten von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU).

„In den bisherigen Studien hat sich Astrazeneca als äußerst wirkungsvoller Impfstoff gegen schwere und tödliche Krankheitsverläufe gezeigt“, sagte Dittmar der Nachrichtenagentur AFP. „Ich hoffe daher, dass wir in Kürze Klarheit haben und dass wir das Impfen mit Astrazeneca dann wieder aufnehmen können.“ Das vorläufige Aussetzen der Impfungen bezeichnete sie aber als „konsequent und folgerichtig“.

Die statistische Häufung von Thrombosen in Hirnvenen müsse genauer untersucht werden. „Wenn die Auswertung ergibt, dass der Impfstoff von Astrazeneca künftig nur für bestimmte Personengruppen in Frage kommt oder dass es konkrete Ausschlusskriterien gibt, so muss das entsprechend berücksichtigt werden“, fügte Dittmar hinzu.

In der von den Grünen beantragten Ausschusssitzung hatten Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und der Präsident des für Impfstoffe zuständigen Paul-Ehrlich-Instituts, Klaus Cichutek, Auskunft zu der Entscheidung vom Montag gegeben, wonach der Corona-Impfstoff von Astrazeneca in Deutschland vorerst nicht mehr verwendet wird.

Spahn betonte, die Reaktion auf die jetzt aufgetretenen Fälle zeige, dass das Sicherheitsnetz funktioniere, wie die Bundestags-Pressestelle mitteilte. Sollte mit dem hochwirksamen Vakzin von Astrazeneca weiter geimpft werden können, sei eine spezielle Aufklärung und Information der Patienten sinnvoll.

Cichutek sprach den Bundestags-Angaben zufolge von bislang acht gemeldeten Fällen mit schweren Hirnvenen-Thrombosen in Deutschland, darunter drei Todesfälle. Betroffen seien jüngere Menschen im Alter zwischen 20 und 50 Jahren, zumeist Frauen. Auffällig sei, dass die Thrombosen erst vier bis 16 Tage nach der Impfung aufgetreten seien. Es gebe insgesamt ein charakteristisches Muster. Auch in anderen Ländern habe es derartige Fälle gegeben.

„Dass Jens Spahn offensichtlich auch zwei Tage nach dem Stopp der Astrazeneca-Impfungen keinen wirklichen Plan hat, wie es nun weitergehen kann, ist für die deutsche Impfpolitik ein massives Problem“, warf Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt dem Minister vor. Dem Risiko von Nebenwirkungen stünden massive Corona-Erkrankungsrisiken vieler Menschen gegenüber, deren Impfung jetzt entfällt, sagte Göring-Eckardt der Nachrichtenagentur AFP. Sie warf Spahn Intransparenz vor und machte ihn für ein „Impf-Chaos“ verantwortlich.

„Die Sondersitzung hat leider wenig neue Erkenntnisse gebracht“, sagte die FDP-Gesundheitsexpertin Christine Aschenberg-Dugnus ebenfalls AFP. „Deutschland hat zu wenig Impfstoff. Jede Impfstoffdose muss jetzt schnell an die richtige Person verimpft werden“, hob sie hervor. Mit Blick auf die Analyse von Cichutek stelle sich auch die Frage, ob es nicht ausgereicht hätte, die Impfungen für bestimmte Gruppen auszusetzen oder mit einem Warnhinweis zu versehen.

Am Donnerstag wird eine neue Empfehlung der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) zu dem Impfstoff erwartet. Danach entscheidet die Bundesregierung, wie künftig mit diesem Vakzin verfahren wird. Sie will sich aber nach eigenen Angaben an den Vorgaben der EMA orientieren.

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