Anklage gegen mutmaßliche Betreiber von kriminellen Marktplätzen im Darknet

Hacker wittern das große Geld - Bild: Nürnberger Blatt
Hacker wittern das große Geld - Bild: Nürnberger Blatt

Fast vier Jahre nach Schließung des zum damaligen Zeitpunkt zweitgrößten kriminellen Marktplatzes im Darknet hat die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main vor dem Landgericht Gießen Anklage gegen die mutmaßlichen Betreiber der Handelsplattform erhoben. Die Behörde wirft zwei heute 34-Jährigen vor, auf der Plattform „Hansa Market“ im großen Stil Drogen verkauft zu haben, wie sie am Donnerstag mitteilte.

Zudem wird ihnen und einem dritten Angeschuldigten vorgeworfen, im Zusammenhang mit dem Betrieb des illegalen Downloadportals „LuL.to“ Urheberrechtsverletzungen begangen zu haben. Die beiden Hauptverantwortlichen sollen „Hansa Market“ seit Mitte 2015 administrativ betreut haben. Über diese Plattform seien unter anderem Drogen, Falschgeld, gefälschte Dokumente und ausgespähte Daten verkauft worden.

Die Männer sollen durch Provisionen in Höhe von bis zu fünfeinhalb Prozent von den Verkäufen profitiert haben. Zum damaligen Zeitpunkt sei „Hansa-Market“ der weltweit zweitgrößte Darknetmarktplatz gewesen. Über 3000 Verkäuferkonten seien registriert gewesen. Im Lauf der Jahre hätten die beiden 34-Jährigen 9,8 Millionen Euro verdient und sich davon Provisionen in Höhe von etwa 275.000 Euro ausgezahlt.

Über den Betrieb des illegalen Downloadportals „LuL.to“ sollen sie seit Mitte 2013 urheberrechtlich geschützte E-Books und Hörbücher unerlaubt verwertet haben. Die Anklageschrift wirft ihnen vor, die Medien über die Webseite zu Preisen angeboten zu haben, die weit unter dem handelsüblichen Verkaufspreis lagen. Arbeitsteilig sollen die beiden 34-Jährigen die Datenbank gepflegt und Titel selbst hochgeladen haben.

Sie sollen weitere Menschen rekrutiert haben, die bei Beschaffung, Bearbeitung oder Hochladen der Dateien geholfen haben sollen. Dazu habe der dritte Angeschuldigte gehört, ein 50-Jähriger aus dem Landkreis Karlsruhe. Er habe die beiden 34-Jährigen seit Anfang 2014 dabei unterstützt, die von Kunden zum Erwerb von Guthaben verwendeten Gutscheine und Karten in Bitcoins umzuwandeln. Darüber hinaus sei er Ansprechpartner bei Problemmeldungen der Kunden gewesen.

Mehr als 48.000 Kunden hätten das Angebot von über 280.000 Titeln in Anspruch genommen. Den Urheberrechtsinhabern sei ein Schaden von mehr als 45 Millionen Euro entstanden. Die beiden 34-Jährigen sollen 1,4 Millionen Euro, der 50-Jährige 113.000 Euro erlangt haben. Mitte 2017 wurden beide Plattformen abgeschaltet. Alle drei Angeschuldigte befinden sich auf freiem Fuß.

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