Ifo-Studie: Wirtschaftliche Folgen der Corona-Krise treffen Städte am härtesten

Andreas Peichl - Bild: ifo Institut
Andreas Peichl - Bild: ifo Institut

Deutschlands Städte sind laut einer Studie des Münchner Ifo-Instituts wirtschaftlich am stärksten von der Corona-Krise betroffen. Die Arbeitslosigkeit sei dort deutlicher gestiegen und die Geschäftslage der Unternehmen habe sich mehr verschlechtert als in den übrigen Regionen Deutschlands, so die zentralen Ergebnisse der am Montag veröffentlichten Studie. Der Anstieg der Kurzarbeit dagegen treffe den industriestarken Südwesten des Landes am härtesten.

„Der soziale Konsum spielt in den Städten eine größere Rolle“, erklärte Andreas Peichl vom Ifo. „Hier schlagen die Auswirkungen der Pandemie besonders ins Kontor.“ Weil in Städten weniger Industrie angesiedelt sei, hätten sie zudem weniger von der Erholung des verarbeitenden Sektors in der zweiten Jahreshälfte 2020 profitiert.

Die Forscher ordneten alle Landkreise und kreisfreie Städte in vier Regionencluster ein, die jeweils ähnliche demografische strukturelle und infektionsbezogene Merkmale aufweisen: Städte, Südwestdeutschland, Norddeutschland und Ostdeutschland. Sie nutzten Daten zur Geschäftslage der Unternehmen und Arbeitsmarktstatistiken auf Landkreisebene.

Am deutlichsten zeige sich die Wirkung der Pandemie bei der Entwicklung der Arbeitslosenquote, erläuterte das Institut: Zwischen Januar 2020 und August 2020 stieg sie demnach im Städtecluster um knapp 1,5 Prozentpunkte. Bei den anderen Clustern lag dieser Anstieg nur bei 0,3 bis 0,8 Prozentpunkten.

Diese Entwicklung verschärfe regionale Ungleichheiten, warnte das Ifo. Die absolute Zahl der Arbeitslosenquote sei in Städten mit 8,2 Prozent im August 2020 ebenfalls am höchsten (Norddeutschland: 5,9 Prozent, Südwestdeutschland: 4,3 Prozent, Ostdeutschland: 6,6 Prozent). Auch bei der vom Ifo ermittelten Geschäftslage sei ab Frühjahr 2020 ein um etwa fünf bis zehn Prozentpunkte größerer Einbruch bei den Unternehmen im Städtecluster zu verzeichnen gewesen.

„Auffällig“ ist laut Ifo, dass die Geschäftslage der Unternehmen im ostdeutschen Cluster (insbesondere Sachsen und Thüringen) seit Herbst 2020 stärker fiel als in den anderen Regionen. Die Ifo-Forscher vermuten, dass diese Entwicklung mit dem dort sehr hohen Infektionsgeschehen in der zweiten Welle zusammenhängt, wie das Institut erklärte.

„Ob diese Effekte nachhaltig sind, ist derzeit schwer zu beurteilen“, sagte Peichl. Städte könnten von Nachholeffekten nach der Krise überdurchschnittlich profitieren. Andererseits sei es möglich, dass Homeoffice und Digitalisierung ländliche Regionen langfristig begünstigen.

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