Klimaschützer und Klimasünder

Symbolbild: Klima
Symbolbild: Klima

Im Rahmen des Pariser Klimaabkommens müssen fast alle Länder ihre Treibhausgasemissionen drastisch reduzieren. Bis Ende 2020 sollten sie neue Pläne dafür vorlegen. Etwa die Hälfte der Staaten kam der Verpflichtung noch nicht nach, darunter auch die beiden größten Emittenten China und die USA.

Bliebe es bei den 2015 eingereichten nationalen Klimaschutzbeiträgen und würden diese vollständig umgesetzt, würde sich die Erde um etwa drei Grad gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter erwärmen. Ziel des Abkommens ist jedoch, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen, möglichst auf 1,5 Grad. Die Nachrichtenagentur AFP gibt einen Überblick, welche Länder bisher wie viel zum Klimaschutz beizutragen bereit sind:

CHINA

Das bevölkerungsreichste Land der Erde ist für über ein Viertel der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Peking versprach zunächst, seinen Ausstoß bis 2030 um bis zu 65 Prozent zu reduzieren. Vergangenen September kündigte Staatschef Xi Jinping überraschend an, bis 2060 klimaneutral wirtschaften zu wollen. Aus dem im März veröffentlichten neuen Fünfjahresplan ist jedoch nicht ersichtlich, wie dieses Ziel erreicht werden soll.

VEREINIGTE STAATEN

Als zweitgrößter Umweltverschmutzer waren die USA eine der treibenden Kräfte hinter dem Pariser Abkommen und verpflichteten sich zunächst, die Emissionen bis 2025 um rund ein Viertel gegenüber 2005 zu senken. Nachdem der frühere US-Präsident Donald Trump das Abkommen aufgekündigt hatte, trat der neue Präsident Joe Biden dem Klimabündnis gleich nach Amtsantritt im Januar wieder bei.

Nun sollen die USA bis 2050 klimaneutral werden. Die neue Regierung will dazu im Rahmen ihres Zwei-Billionen-Dollar-Infrastrukturprogramms hunderte Milliarden in erneuerbare Energien und Elektromobilität investieren. Es wird erwartet, dass Washington sein Zwischenziel für 2030 kurz vor oder während Bidens Klimagipfel vorlegen wird. Umweltorganisationen erwarten ein Bekenntnis, die US-Treibhausgasemissionen um mindestens 50 Prozent im Vergleich zu 2005 zu verringern.

EUROPÄISCHE UNION

Die EU will bis 2050 klimaneutral werden. Kurz vor dem Gipfel mit Biden einigten sich EU-Parlament und Mitgliedsstaaten am Mittwoch auf ehrgeizigere Ziele für den Klimaschutz, die in einem europäischen Klimagesetz festgeschrieben werden. Bis zum Jahr 2030 soll der CO2-Ausstoß europaweit um „mindestens 55 Prozent“ gegenüber 1990 sinken.

Obwohl Großbritannien die EU verlassen hat, hat es ebenfalls ein Netto-Null-Ziel für 2050 gesetzlich verankert. Premierminister Boris Johnson sagte am Dienstag zu, sein Land werde seine Emissionen bis 2035 um 78 Prozent im Vergleich zu 1990 reduzieren. Dabei soll erstmals auch der CO2-Ausstoß von Flugzeugen und Schiffen berücksichtigt werden.

INDIEN

Das bevölkerungsreiche Schwellenland hat bisher zugesagt, seinen CO2-Ausstoß in diesem Jahrzehnt um bis zu 35 Prozent im Vergleich zu 2005 zu verringern. Seinen neuen nationalen Klimabeitrag muss der drittgrößte Umweltverschmutzer der Welt noch vorlegen.

RUSSLAND

Russland hat das Pariser Abkommen erst 2019 formell in Kraft gesetzt. Moskau kündigte an, 2030 70 Prozent weniger Kohlendioxid auszustoßen als 1990. Berücksichtigt man die dabei verwendeten Rechentricks, beträgt der zugesagte Rückgang in Wirklichkeit aber nur 30 Prozent. Präsident Wladimir Putin kündigte am Mittwoch an, Russland werde die Ziele der EU bei der Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen in den kommenden 30 Jahren unterbieten.

JAPAN

Japan verpflichtete sich 2016 zu einer CO2-Reduktion um 26 Prozent bis 2030. Der neue nationale Klimabeitrag vom März 2020 nennt dasselbe Ziel und wurde deshalb von Wissenschaftlern scharf kritisiert. Der neue Regierungschef Yoshihide Suga hat aber versprochen, dass das Land bis 2050 CO2-neutral sein werde.

RESTLICHE LÄNDER

Von den anderen großen Emittenten haben Brasilien, Mexiko, Australien und Südkorea bereits ihre neuen nationalen Klimabeiträge eingereicht – allerdings ohne ihre Reduktionsziele signifikant zu erhöhen.

CO2-NEUTRALITÄT

Immer mehr Länder verpflichten sich, bis 2050 CO2-neutral zu werden – das heißt, dass Kohlendioxid-Emissionen gebunden oder ausgeglichen werden. Nach UN-Angaben haben jedoch mehr als 100 Länder, die für 65 Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich sind, noch kein Datum für dieses Ziel festgelegt.

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