Katholiken laden am Montag zu Segnungsfeiern „für alle Liebenden“ ein

Symbolbild: Homosexualität
Symbolbild: Homosexualität

Kein Segen für „Sünde“: Mitte März sorgte der Vatikan mit seinem erneuten Nein zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare weltweit für Enttäuschung. In Deutschland setzen sich am Montag katholische Gemeinden über die römische Glaubenskongregation hinweg. Unter dem Motto „Liebe gewinnt“ finden rund um den 10. Mai Segnungsfeiern „für alle Liebenden“ statt, um ein Zeichen gegen Diskriminierung und für Vielfalt in der katholischen Kirche zu setzen.

WER STECKT HINTER DER INITIATIVE?

Ins Leben gerufen wurde die Aktion „Liebe gewinnt“ von Menschen aus zehn katholischen Gemeinden in ganz Deutschland. Zu den Initiatoren zählen Priester, Diakone und Ehrenamtliche. Auch Theologen und die katholische Reformbewegung Maria 2.0 unterstützen die Aktion. Der Titel „Liebe gewinnt“ geht auf einen gleichnamigen Song der Kölner Band „Brings“ zurück, die für die Aktion eine Neuauflage ihres Musikvideos mit vor Kirchen gehissten Regenbogenflaggen veröffentlichte.

WER KANN AN DEN SEGNUNGSGOTTESDIENSTEN TEILNEHMEN?

Bei den Gottesdiensten sollen alle Menschen gesegnet werden, die sich lieben – unabhängig von sexueller Orientierung oder Lebensentwürfen. Zur Realität der katholischen Kirche gehöre bislang, dass eine Segensfeier für homosexuelle Paare und Menschen, die sich nach einer zerbrochenen Ehe neu verliebten, meist heimlich erfolgen müsse, erklärte die Initiative. „Ein Segen durch die Hintertür jedoch ist beschämend – für die zu Segnenden und für die Kirche.“ Von den Segnungsfeieren solle deshalb niemand ausgeschlossen werden: „Wir feiern die Vielfalt der verschiedenen Lebensentwürfe und Liebesgeschichten von Menschen und bitten um Gottes Segen.“

WO UND IN WELCHER FORM FINDEN SEGNUNGSGOTTESDIENSTE STATT?

Alle geplanten Segnungsgottesdienste sammelt die Initiative auf ihrer Internetseite.  Bundesweit waren am Donnerstag rund 100 Segnungsfeiern eingetragen, in Großstädten wie Berlin, Köln, Hamburg, Frankfurt am Main und München waren es gleich mehrere. Geplant sind neben analogen Messen auch Gottesdienste unter freiem Himmel sowie Onlineveranstaltungen. Andere Kirchen bieten statt größeren Feiern Einzelgespräche und Segenssprüche für gleichgeschlechtliche Paare an. Den titelgebenden Song „Liebe gewinnt“ will „Brings“ bei einem Segnungsgottesdienst in der Kirche St. Agnes in Hamm live spielen.

WARUM FINDEN DIE SEGNUNGSFEIERN AM 10. MAI STATT?

Dem ökumenischen Heiligenlexikon zufolge zählt der 10. Mai zu den Gedenktagen des Noah, des biblischen Stammvaters aller Geschlechter. In der biblischen Erzählung sendet Gott Noah nach der Sintflut einen Regenbogen als Zeichen seines Bunds und als Versprechen, dass es nie wieder eine Flut geben wird. Der hebräische Name Noah bedeutet übersetzt „Trostschaffender“ oder „Ruheschaffender“.

WIE STEHT DIE KIRCHE ZU DER AKTION?

Die Deutsche Bischofskonferenz sprach sich entschieden gegen die quasi eigenmächtige Abhaltung von Segnungsfeiern in einzelnen Gemeinden aus. Öffentliche Aktionen dieser Art seien angesichts der laufenden innerkirchlichen Debatten etwa um die Haltung zur Homosexualität „kein hilfreiches Zeichen“, erklärte ihr Vorsitzender Georg Bätzing aus Limburg. Segnungsgottesdiensten komme eine „eigene theologische Würde und pastorale Bedeutung“ zu. Sie eigneten sich aber gerade nicht für „Protestaktionen“.

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