Debatte um den Energieverbrauch von Kryptowährungen ist in vollem Gange

Kryptowährung - Bild: Icons8_team
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Der Energieverbrauch ist zum neuesten Brennpunkt für Kryptowährungen geworden. Kritiker verurteilen den Hype um den Bitcoin als Energiefresser, während Befürworter dagegenhalten, dass der Energieverbrauch der Kryptowährungen längst nicht das Niveau des traditionellen Bankensystems erreicht hat.

Einer dieser Kritiker, „DigiEconomist“-Gründer Alex de Vries, sagte, er habe „noch nie etwas gesehen, das so ineffizient ist wie Bitcoin“. Auf der anderen Seite der Debatte ergab eine Untersuchung von ARK Investment Management, dass das Bitcoin-Ökosystem weniger als 10 Prozent der Energie verbraucht, die für das traditionelle Bankensystem erforderlich ist. Es stimmt zwar, dass das Bankensystem weitaus mehr Menschen bedient, aber die Kryptowährung reift noch und wie in jeder Branche ist die frühe Infrastrukturphase besonders intensiv.

Warum verbrauchen Kryptowährungen so viel Energie?

Das Versprechen einer saftigen Belohnung in Form von Bitcoins hat die riesigen Bitcoin-Rechenzentren in aller Welt im wahrsten Sinne des Wortes angeheizt. Die Kryptowährung Bitcoin wird von Teilnehmern des Netzwerks namens „Miner“ verdient, die bewusst komplizierte Gleichungen mit großer Rechenleistung im Rahmen des sogenannten „Proof of Work“-Protokolls lösen. „Proof of Work“ war eines der Gründungsprinzipien der bekanntesten Kryptowährung, die 2008 von einer anonymen Person oder Gruppe geschaffen wurde, die eine dezentrale digitale Währung wünschte. Das System ist so konzipiert, dass das Netzwerk etwa alle 10 Minuten Bitcoins an diejenigen vergibt, die das Puzzle erfolgreich geknackt haben. Mit dem Anstieg des Bitcoin-Kurses auf zeitweise über 60.000 US-Dollar ist das Interesse daran ebenso gestiegen wie der Stromverbrauch.

Missverhältnis von Aufwand und Nutzen?

Es geht hier wohlgemerkt nicht um einzelne Transaktionen mit Kryptowährungen. Die virtuelle Währung wird beispielsweise in Online-Casinos als Bezahlmethode genutzt, damit Kunden ihr Casino-Konto ohne Beteiligung von Banken auffüllen können. Ob solche Zahlungen auch sicher über die Bühne gehen, haben die Redakteure der Webseite „casinotest.de“ untersucht. Dort wurden in einem Fachbeitrag Bitcoin Casinos auf Seriosität geprüft und den Kryptowährungen wurde eine „spannende Alternative mit Zukunftspotenzial“ bescheinigt.

Gegenstand des Anstoßes ist vielmehr das Bitcoin-Mining. Dabei werden neue Zahlencodes für das Kryptogeld mit Hilfe von Großrechnern ausgerechnet. Um Bitcoin zu „schürfen“, werden Computer mit dem Kryptowährungsnetzwerk verbunden. Sie haben die Aufgabe, Transaktionen zu überprüfen, die von Personen getätigt wurden, die Bitcoin senden oder empfangen. Dieser Prozess beinhaltet das Lösen von Rätseln, die zwar nicht integraler Bestandteil der Überprüfung von Währungsbewegungen sind, aber eine Hürde darstellen, um sicherzustellen, dass niemand die globale Aufzeichnung aller Transaktionen in betrügerischer Weise bearbeitet. Als Belohnung erhalten Miner dafür kleine Bitcoin-Beträge.

Bitcoin-Mining verbraucht jährlich 120 Terawattstunden Strom

Das Cambridge Centre for Alternative Finance (CCAF) hat errechnet, dass für das Mining weltweit etwa 120 Terawattstunden Strom verbraucht werden. Das entspricht etwa dem Stromverbrauch, den Länder wie die Niederlande, die Schweiz oder Argentinien verbrauchen. In Deutschland liegt der Wert bei rund 524 Terawattstunden pro Jahr.

China „schürft“ gewissermaßen mit umweltschädlicher Braunkohle

Im Februar 2021 veröffentlichte die wissenschaftliche Zeitschrift „Nature“ eine Studie, die besagt, dass die Emissionen aus dem Krypto-Mining in China, der fast 80 Prozent des globalen Kryptowährungshandels ausmacht, die Klimaziele des Landes gefährden könnten. China ist zudem bei der Energieversorgung noch immer stark von der besonders umweltschädlichen Braunkohle angewiesen. Bloomberg prognostiziert, dass es bis 2060 dauern wird, bis China den Bedarf seiner Kryptowährungsindustrie durch erneuerbare Energien decken kann.

Wohin es mit den Kryptowährungen geht, ist immer noch ungewiss

Eine Möglichkeit, den Energieverbrauch zu senken, wäre die Abkehr vom prozessorintensiven „Proof of Work“-Modell, ähnlich wie bei der Kryptowährung Ethereum in Betracht gezogen wird. Aber es ist schwer vorstellbar, dass Bitcoin eine solche Änderung vornimmt, die sein Netzwerk weniger sicher und dezentralisiert machen könnte.

Der Tweet von Tesla-Boss Elon Musk, dass seine Fahrzeuge bald auch mit Bitcoin bezahlt werden können, ließ den Kurs umgehend hochschnellen. Die Krypto-Community lauert nur auf solche Statements. Doch schon am nächsten Tag ruderte Musk zurück. Offensichtlich hatte er sich erst einmal schlau gemacht. Selbst das Handelsblatt wunderte sich über Musks Bitcoin-Twitterei. Teslas Rückzug könnte ein Weckruf für Unternehmen und Verbraucher sein, die Bitcoin in ihre Geschäfte integrieren möchten. Um die globalen Klimaziele zu erreichen, spielt der CO2-Fußabdruck eine entscheidende Rolle. Damit ist auch klar, dass die langfristige Einführung von Kryptowährungen durch Unternehmen, Verbraucher und Investoren immer noch sehr ungewiss ist.

Krypto-Community sieht optimistisch in die Zukunft

Wenn die Bitcoin-Marktkapitalisierung als Land eingestuft würde, würde Bitcoin nach dem Wert der Geldmenge hinter Japan an fünfter Stelle stehen. Dabei werden angrenzende Ökosysteme wie Ethereum noch nicht einmal berücksichtigt. Kurz gesagt, der Stromverbrauch in der globalen Bitcoin-Wirtschaft ist mit dem einiger anderer industrialisierter Finanzsysteme vergleichbar. Sie ist ineffizient, ebenso wie viele der Systeme, die in Schwellenländern eingesetzt werden.

Von Millionen von Benutzern verlassen sich Tausende von Menschen auf der ganzen Welt auf Kryptowährung, um ihr Einkommen zu erzielen. Sie sind im Allgemeinen optimistisch in Bezug auf das Kryptowährungs-Ökosystem und glauben, dass es mit zunehmender Reife der Technologie effizienter werden wird. Ob sich diese Hoffnung erfüllt, muss sich noch zeigen.

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