BUND und Heinrich-Böll-Stiftung fordern Reform der Fleischproduktion in Europa

Symbolbild: Fleischindustrie

Die Heinrich-Böll-Stiftung und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) haben einen grundlegenden Umbau der europäischen Fleischwirtschaft gefordert. Wie aus ihrem am Mittwoch vorgestellten „Fleischatlas“ hervorgeht, sank die weltweite Fleischproduktion 2019 zwar erstmals seit fast 60 Jahren – um zwei Prozent auf 325 Millionen Tonnen. Ohne einen „Kurswechsel“ könnte sie demnach aber auf 360 Millionen Tonnen im Jahr 2028 steigen.

Eine solche Zunahme und der weiterhin zu hohe Pro-Kopf-Konsum in Industriestaaten verschärften unter anderem die Klimakrise und den globalen Artenschwund, warnten die Umweltschützer. Grund für den Produktionsrückgang im vergangenen Jahr sei nicht etwa ein geringerer Konsum, sondern die Afrikanische Schweinepest gewesen. BUND und Böll-Stiftung forderten die Bundesregierung und die EU auf, Strategien für einen Verbrauchsrückgang um mindestens die Hälfte zu entwickeln.

„Die industrielle Fleischproduktion ist nicht nur für prekäre Arbeitsbedingungen verantwortlich, sondern vertreibt Menschen von ihrem Land, befeuert Waldrodungen, Pestizideinsätze und Biodiversitätsverluste“, erklärte Barbara Unmüßig, Co-Chefin der Böll-Stiftung.

Die Initiatoren des „Fleischatlas“ verwiesen zudem auf eine repräsentative Umfrage unter gut 1200 Deutschen zwischen 15 und 29 Jahren im Oktober 2020, in der über 70 Prozent die Fleischproduktion in Deutschland in ihrer jetzigen Form ablehnten. Die Jüngeren akzeptierten das Geschäftsmodell nicht mehr und seien bereit, „mehr für Fleisch zu zahlen, wenn die Produktionsbedingungen sich grundlegend ändern“, erklärte Unmüßig.

Laut der Analyse ernähren sich 13 Prozent der Befragten vegetarisch oder vegan, doppelt so viele wie im gesamtdeutschen Durchschnitt. Nach Angaben der Umweltschützer befürworten die jungen Generationen mehrheitlich strengere Tierschutzgesetze, ein verpflichtendes Tierschutzlabel und eine Klimakennzeichnung von Lebensmitteln.

Der BUND-Vorsitzende Olaf Bandt kritisierte, niedrige Preise im Lebensmitteleinzelhandel machten es den Landwirten schwer, „auf die gestiegenen Anforderungen nach mehr Umweltschutz und mehr Tierwohl zu reagieren“. Er warnte außerdem vor der momentanen Entwicklung hin zu immer weniger und dafür größeren Höfen: „Wir dürfen hier keine weiteren bäuerlichen Betriebe verlieren, wenn wir den Umbau schaffen wollen.“

„Die Fleischindustrie funktioniert heute durch Ausbeutung von Mensch, Tier und Natur“, beklagte die Sprecherin für Ernährung und Tierschutz der Grünen im Bundestag, Renate Künast. Gleichzeitig böten mehr Tierschutz und Ökologie „eine Chance für mehr regionale Wertschöpfung“.

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