Mit tagelanger Verzögerung soll am Donnerstag die Mission der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Erforschung der Ursprünge des Coronavirus in China beginnen. Das Expertenteam werde „nach derzeitiger Planung“ am Donnerstag direkt in der zentralchinesischen Metropole Wuhan landen, bestätigte ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums am Dienstag. Den Termin hatte am Montag bereits Chinas Nationale Gesundheitskommission genannt. In Wuhan war Ende 2019 der weltweit erste Corona-Infektionsherd festgestellt worden.
Das zehnköpfige Expertenteam werde mit einem Direktflug ab Singapur nach Wuhan einreisen, sagte Außenamtssprecher Zhao Lijian vor Journalisten. Erwartet wurde, dass die Experten, darunter Fabian Leendertz vom Robert-Koch-Institut in Berlin, sich wegen der strikten chinesischen Einreisebestimmungen für zwei Wochen in Quarantäne begeben müssen. Insgesamt sollen die Wissenschaftler sich für fünf bis sechs Wochen in China aufhalten.
Ursprünglich war der Beginn der Mission bereits für vergangene Woche geplant gewesen. Fehlende Genehmigungen von chinesischer Seite verzögerten den Start jedoch.
Für China ist die WHO-Mission politisch heikel. Das Land sieht sich international mit Vorwürfen konfrontiert, es wolle eine Verantwortung für den Ausbruch der Pandemie vertuschen. Eine unabhängige internationale Untersuchung der Ursprünge des Virus, die vor allem von den USA und Australien gefordert wurde, hatte Peking zunächst verweigert.
Die WHO bekräftigte diese Woche, dass es nicht Ziel der Untersuchung sein, einen Schuldigen für die Pandemie zu suchen. Es handele sich um eine Forschungsmission, keinen politischen Aufenthalt, betonte WHO-Notfalldirektor Michael Ryan. Ziel sei es, „wissenschaftliche Antworten“ zu der „Schnittstelle“ zu bekommen, an der das Virus von Tieren – vermutlich Fledermäusen – auf den Menschen übergegangen war.
Vor fast genau einem Jahr, am 11. Januar 2020, hatte China den ersten Todesfall durch Covid-19 in Wuhan gemeldet. Weltweit wurden mittlerweile fast 90 Millionen Infektionen verzeichnet, fast zwei Millionen Infizierte starben.
Peking säte allerdings zuletzt erneut Zweifel daran, dass das Virus überhaupt aus China stammt. Außenminister Wang Yi wiederholte kürzlich die Ansicht, dass „die Pandemie wahrscheinlich an mehreren Punkten auf der Welt begann“. Zugleich rühmt die chinesische Führung ihren Kampf gegen das Virus als große Erfolgsgeschichte.