Vor 100 Jahren wurde der 1. FC Nürnberg erstmals Deutscher Meister — was wurde aus den Gegnern von damals?

Symbolbild: Flagge des 1. FC Nürnberg

Zurzeit bietet der Blick auf die Tabelle der 2. Bundesliga den Fans des 1. FC Nürnberg leider nur wenig Grund zur Freude. Dabei sollte das Jahr 2020 eigentlich eines zum Feiern sein. Schließlich wurde der Traditionsverein vor genau 100 Jahren zum ersten Mal Deutscher Meister. Zeit für einen kleinen Rückblick auf einen denkwürdigen Titelgewinn und die damaligen Konkurrenten.

Ein Sieg im Fränkischen Derby bedeutete die Meisterschaft

Am 13. Juni 1920 traf der FC Nürnberg im Finale der Deutschen Meisterschaft ausgerechnet auf den Lokalrivalen SpVgg Fürth. Das Spiel fand in Frankfurt statt und ganze 35.000 Zuschauer wollten sich die Begegnung nicht entgehen lassen. Dies war für damalige Verhältnisse eine rekordverdächtige Kulisse. Das Spiel endete mit 2:0 für den FCN, die Tore erzielten Luitpold Popp, genannt „Poidl“, und der Ungar Péter Szabó. Als die siegreichen Clubberer mit der Eisenbahn in ihre Heimatstadt zurückkehrten, wurden sie dort bereits von 30.000 „Sportfreunden“, wie es damals noch hieß, empfangen. Eine Bilderstrecke des BR lässt den Tag Revue passieren. Da werden bei einigen Fans sicherlich Erinnerungen an den Pokalsieg 2007, den letzten großen Erfolg des Vereins, wach.

Acht Teams kämpften um den Victoria-Pokal

Vor der Einführung der Bundesliga zur Saison 1963/1964 wurde die Meisterschaft noch anders ausgespielt. 1920 traten die sieben Meister der jeweiligen Regionalverbände und die SpVgg Fürth als Titelverteidiger im klassischen K.O.-System gegeneinander an. Dadurch konnte es zum entscheidenden Fränkischen Derby kommen, obwohl beide Finalisten demselben Verband angehörten. Nach dem Sieg nahmen die Nürnberger dann nicht die Meisterschale in Empfang, die heute jeder Fußballfan in Deutschland kennt. Damals war noch die „Victoria“ im Umlauf, eine Skulptur der antiken Siegesgöttin. Die Trophäe hat eine bewegte Geschichte hinter sich und galt lang als verschollen.

Victoria Schalke-Museum“ von DerHans04 (CC BY-SA 3.0)

Die Gegner von damals: Heute Oberligisten und Champions-League-Anwärter

Doch gegen wen mussten sich die beiden fränkischen Vereine durchsetzen, bevor sie im Finale aufeinandertrafen? Die Kleeblätter hatten im Viertelfinale den VfTuR 1889 München-Gladbach bezwungen. Dahinter verbirgt sich niemand Geringeres als der Vorgängerverein von Borussia Mönchengladbach. Die Fohlen sind auch 100 Jahre nach dem Gewinn der westdeutschen Meisterschaft ganz vorn dabei. Nach 26 Spieltagen sind sie Tabellendritter in der Bundesliga und dürfen sich berechtigte Hoffnungen auf den Einzug in die Champions League machen. Viele Trainer trauen es der Elf vom Niederrhein zu. Das wird auch deutlich, wenn man sich zum Beispiel die Bundesliga Quoten bei Betfair ansieht. Die Quote, dass Gladbach unter die ersten Vier kommt, liegt bei 1,4 (Stand: 20. Mai). Die Clubberer wiederum hatten es im Viertelfinale mit dem VfB Leipzig zu tun, den es mittlerweile nicht mehr gibt. Er steht beispielhaft für die komplizierte Fußballgeschichte Leipzigs, die von Umbenennungen, Auflösungen und Neugründungen geprägt ist. Zu den weiteren Teilnehmern der Endrunde zählten unter anderem der SC Union Oberschöneweide, der heute als Union Berlin im Oberhaus mitmischt, und der SV Arminia Hannover. Der niedersächsische Traditionsverein kickt inzwischen in der Oberliga und kämpft dort auf Tabellenplatz 13 gegen den Abstieg.

FCN Fahne 1“ von Jarlhelm (CC BY-SA 2.0 DE)

Das nächste Frankenderby steht am 31. Spieltag im Max-Morlock-Stadion an. Die Begegnung könnte auf den Tag genau auf das 100-jährige Jubiläum des ersten Meistertitels für die Nürnberger fallen. Auch dieses Mal steht viel auf dem Spiel. Für den FCN geht es um den Klassenerhalt, für Fürth möglicherweise noch um eine Restchance auf den Aufstieg. Die Fans der Clubberer wären mit demselben Ergebnis wie 1920 sicherlich glücklich.

Anzeige



Anzeige

Avatar-Foto
Über Redaktion des Nürnberger Blatt 44230 Artikel
Hier schreiben und kuratieren die Redakteure der Redaktion des Nürnberger Blatt