FDP-Finanzexperte Toncar kritisiert Kanzleramt im Wirecard-Skandal

Bundeskanzleramt in Berlin
Bundeskanzleramt in Berlin

Vor der Sondersitzung des Finanzausschusses des Bundestags zum Wirecard-Skandal hat der FDP-Finanzexperte Florian Toncar erneut die Rolle des Kanzleramts kritisiert. „Es ist doch hochgradig beschämend für die Bundesregierung, sich im Ausland ganz offiziell für ein betrügerisches Unternehmen eingesetzt zu haben“, sagte  Toncar der „Passauer Neuen Presse“ vom Montag. „Da hätte ich mir von Frau Merkel mal Selbstkritik gewünscht.“ 

Im Mai 2019 sei der Kern des Wirecard-Betrugsmodells in der „Financial Times“ zu lesen gewesen, sagte der parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion weiter. „Es ist für mich nicht vorstellbar, dass diese Berichterstattung am Kanzleramt völlig vorbeigegangen sein soll. Irgendjemand muss dort entschieden haben, dass sich die Kanzlerin trotz der Vorwürfe für Wirecard stark machen kann“, kritisierte Toncar. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte bei einer China-Reise im September 2019 für Wirecard geworben. 

Der Finanzausschuss kommt am Montag und Dienstag zu weiteren Sondersitzungen zum Wirecard-Skandal zusammen; am Montag sollen auch Vertreter des Bundeskanzleramts Rede und Antwort stehen. Toncar sagte der Zeitung, das Bundeskanzleramt habe nun „die Möglichkeit, auf die offenen Fragen einzugehen“. Sollten sich dabei Widersprüche oder weitere Fragen ergeben, müsste sich die Kanzlerin auch persönlich dazu äußern, forderte Toncar. „Sie war ja nicht nur auf der China-Reise, sondern schon in deren Vorfeld mit Wirecard befasst, etwa bei einem Treffen mit dem Wirecard-Berater Karl-Theodor zu Guttenberg.“

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