Von Timoschenko bis Nawalny: Berliner Charité vielfach bei politisch brisanten Fällen im Einsatz

Berliner Charité
Berliner Charité

Der lebensgefährlich erkrankte Kreml-Kritiker Alexej Nawalny ist seit Samstag in der Berliner Charité in Behandlung. Die Ärzte kämpfen um das Leben des 44-Jährigen, der im Koma liegt und nach Angaben seiner Vertrauten in Sibirien vergiftet wurde. Die größte deutsche Universitätsklinik behandelte in den vergangenen Jahren schon häufiger Patienten in politisch brisanten Fällen:

SEPTEMBER 2018

Der russische Pussy-Riot-Aktivist Pjotr Wersilow wird in der Charité anderthalb Wochen wegen einer mutmaßlichen Vergiftung behandelt. Das damals 30-jährige Mitglied der Protestband wurde wenige Stunden nach einem Gerichtstermin in Moskau mit Seh-, Sprech- und Bewegungsstörungen zunächst in ein Moskauer Krankenhaus gebracht und später zur Behandlung nach Berlin geflogen. Er wird wieder gesund. Nicht geklärt werden kann aber, mit welcher Substanz Wersilow vergiftet wurde. Er selbst macht den russischen Geheimdienst für seine Erkrankung verantwortlich.

OKTOBER 2017

Iraks kurdischer Ex-Präsident Dschalal Talabani stirbt nach langer Krankheit in der Charité. Der Politiker wurde bereits im Dezember 2012 nach einem Schlaganfall anderthalb Jahre in Deutschland behandelt und reiste in der Folgezeit wiederholt zur Behandlung nach Berlin. Als Talabani 2005 zum Präsidenten gewählt wurde, war er der erste Kurde an der Spitze des irakischen Staats. Er kämpfte für das Recht der Kurden auf Selbstbestimmung, setzte sich als Präsident aber zugleich für die Versöhnung der Volksgruppen ein.

MÄRZ 2014

Die frühere ukrainische Ministerpräsidentin Julia Timoschenko wird in der Charité wegen mehrerer Bandscheibenvorfälle behandelt. Es ist der bislang wohl prominenteste Fall einer politischen Patientin in der Berliner Klinik. Timoschenko wurde 2011 wegen Amtsmissbrauchs zu sieben Jahren Haft verurteilt und bekam im Gefängnis ein Rückenleiden. Bereits während ihrer Gefangenschaft wurde die Oppositionspolitikerin mehrmals von Ärzten der Charité in der ostukrainischen Stadt Charkiw untersucht. Nach ihrer Freilassung im Februar 2014 begab sie sich zur Behandlung nach Berlin.

Ebenfalls im März 2014 bringt die Bundeswehr 24 Ukrainer, die bei den Protesten auf dem Maidan in Kiew verletzt wurden, zur medizinischen Behandlung nach Deutschland. Ein Teil der Patienten wird in die Charité gebracht, andere auf weitere Kliniken verteilt. Die Proteste auf dem Maidan führten letztlich zum Sturz des ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch.

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