Ich will das machen!“ So verkündet es Olaf Scholz seit diesem Montag von seiner Internetseite. Hier grüßt er nun als Kanzlerkandidat seiner Partei, der „unser Land nach vorne bringen“ will. Der Weg zur Kanzlerkandidatur war für Scholz allerdings äußerst holprig – und auch die kommenden Monate bis zur Bundestagswahl dürften mit schlechten Umfragewerten und parteiinternem Widerstand alles andere als gemütlich werden.
Dem Vizekanzler ist ein bemerkenswerter Wiederaufstieg gelungen, seit er Ende November mit seiner Partnerin Klara Geywitz im Kampf um den SPD-Vorsitz dem linken Duo Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans knapp unterlag. Für seinen Posten als Parteivize trat der dem konservativen Parteiflügel zugerechnete Scholz nicht nochmal an, auch über einen Rücktritt vom Ministeramt wurde spekuliert.
Nach den harschen Auseinandersetzungen der beiden Teams schien eine enge Kooperation, wie sie für Parteiführung und Vizekanzler nötig ist, schwer machbar. Doch die drei rauften sich zusammen. Spätestens mit Beginn der Corona-Pandemie war für Animositäten ohnehin kein Raum mehr.
Während zwischenzeitlich auch andere Namen für die Kanzlerkandidatur kursierten, insbesondere der von Fraktionschef Rolf Mützenich, gewann in den vergangenen Wochen immer mehr Scholz an Unterstützung. Er konnte sich zugleich mit den Corona-Hilfspaketen und Nachtragshaushalten als Krisenmanager präsentieren und erzielte gute Umfragewerte.
Überzeugende Alternativen drängten sich nicht auf. Das erkannten wohl letztlich auch die beiden Parteivorsitzenden. Gedankenspiele, angesichts der bescheidenen Umfragewerte ganz auf einen Kanzlerkandidaten zu verzichten, wurden verworfen.
Der in Hamburg aufgewachsene Scholz blickt mit seinen 62 Jahren auf eine wechselvolle politische Karriere zwischen der Hansestadt und Berlin zurück. 1998 zog der Jurist erstmals in den Bundestag ein, 2001 wurde er für fünf Monate Innensenator in Hamburg.
2002 kehrte er in den Bundestag zurück und wurde im selben Jahr SPD-Generalsekretär. Sein steifer Redestil ließ damals das bissige Wort vom „Scholzomat“ aufkommen. 2004 trat er zurück.
Nach Stationen als Parlamentsgeschäftsführer der Bundestagsfraktion und als Bundesarbeitsminister gelang Scholz im März 2011 der Sprung auf den Chefsessel des Hamburger Senats. Als Landesregierungschef verbuchte er einige Erfolge, doch die schweren Krawalle beim G20-Gipfel vor drei Jahren belasteten sein Image enorm. Während seines Gastspiels als kommissarischer SPD-Chef nach dem Rücktritt von Martin Schulz wechselte er dann im März 2018 erneut nach Berlin und wurde Bundesfinanzminister sowie Vizekanzler.
Scholz ist verheiratet mit der Brandenburger Bildungsministerin Britta Ernst. Der nüchterne Hanseat, zu dessen Hobbys Wandern und Rudern gehören, gilt als guter Organisator, als pflichtbewusster Macher.
Sein „Ich will das machen!“ allerdings klingt angesichts der Lage fast schon trotzig – in Umfragen rangieren die Sozialdemokraten seit Monaten um 15 Prozent, weit hinter der Union und auch klar hinter den Grünen. Die Chancen, dass Scholz Kanzler wird, sind aus heutiger Warte winzig.
Mit einer solchen Ausgangslage schwungvoll und überzeugend Wahlkampf zu machen, wird nicht leicht. Zumal Scholz auch mit Gegenwind aus den eigenen Reihen rechnen muss: Insbesondere unter linken Sozialdemokraten ist er als prominenter GroKo-Vertreter unbeliebt, auch bei den Jusos hat er keinen guten Ruf.
„Ich will, dass wir gut durch die Krise kommen und kraftvoll durchstarten können“ – dieser Satz auf Scholz‘ Internetseite ist auf den Bundestagswahlkampf gemünzt. Zuerst aber wird er ihn wohl auf die SPD anwenden müssen.