Das Frauentor: Ein Tor zur Geschichte Nürnbergs

Handwerkerhof am Nürnberger Frauentor
Handwerkerhof am Nürnberger Frauentor

Eingebettet in den südöstlichen Teil der Nürnberger Altstadtbefestigung steht das Frauentor. Dieses bemerkenswerte Bauwerk, das ursprünglich als „Blau Q“ bekannt war, ist einer der vier Haupttürme, die über die bewegte Geschichte der Stadt wachen. Das Frauentor, benannt nach dem dahinter liegenden Klarissenkloster St. Klara, ist reich an Geschichte. Die früheste urkundliche Erwähnung von Torwächterzahlungen stammt aus dem Jahr 1386, was darauf hindeutet, dass der Bau des Tores spätestens in diesem Jahr abgeschlossen wurde. Dieser Turm ersetzte das innere Frauentor der früheren Stadtmauer, das 1498 abgerissen wurde, um Platz für den Bau der Mauthalle oder des Zollhauses zu schaffen.

Mehr als ein Jahrhundert später, im Jahr 1558, erfuhr der Turm bedeutende Veränderungen. Damals wurde das ursprüngliche Bauwerk in sein heutiges rundes Aussehen umgestaltet und mit einem Seitentor versehen, um den Zugang zu erleichtern.

Funktionswandel im 19. Jahrhundert

Im 19. Jahrhundert kam es zu einem weiteren wichtigen Funktionswandel des Tores. Mit der Fertigstellung des Königstors im Jahr 1849 wurde das Frauentor für den abgehenden Verkehr umfunktioniert. Heute ist das Tor jedoch ausschließlich dem Fußgängerverkehr vorbehalten und beherbergt in seinem Zeughaus den Nürnberger Handwerkerhof, was die sich im Laufe der Zeit verändernden Bedürfnisse der Stadt und den gesellschaftlichen Fortschritt widerspiegelt.

Gegenüber dem Hauptbahnhof gelegen, ist das Frauentor eine der ersten Sehenswürdigkeiten, die dem Besucher bei seiner Ankunft in Nürnberg mit dem Zug begrüßen. Dieses historische Tor verbindet nicht nur die Vergangenheit und die Gegenwart der Stadt, sondern symbolisiert auch ihre Widerstandsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit im Laufe der Jahrhunderte.

Frauentormauer – auch bekannt als Nürnbergs Rotlichtviertel

Jenseits des Tors erstreckt sich das Frauentor in die Frauentormauer, ein Mauerbereich zwischen Königstor und Spittlertor. Auch dieser Bereich trägt den Namen des Frauentors, die innere Straße und die Hauptstraße außerhalb der Stadtmauer heißen Frauentormauer beziehungsweise Frauentorgraben. Im 19. Jahrhundert wurden weitere Tore wie Sterntor, Kartäusertor, Färbertor und Jakobstor in diesem Bereich errichtet.

Interessanterweise ist das westliche Ende der Frauentormauer, zwischen Spittlertor und Färbertor gelegen, als Nürnbergs Rotlichtviertel bekannt. Historische Quellen deuten darauf hin, dass es in dieser Gegend bereits 1381 Bordelle gab, die im 19. Jahrhundert oft als „Weinhandlungen“ bezeichnet wurden.

Von seinen Anfängen als Stadttor bis zu seiner heutigen Rolle als Fußgängerzone und kultureller Mittelpunkt verkörpert das Frauentor den Geist Nürnbergs. Es ist ein Zeugnis der reichen Geschichte der Stadt und ihrer Entwicklung im Laufe der Zeit. Durch seine Befestigung bewacht das Frauentor weiterhin die Stadt und ihre Vergangenheit und ist ein stiller Zeuge der Reise der Stadt durch die Jahrhunderte.

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