Teheran kündigt nach Explosion in Atomanlage verstärkte Urananreicherung an

Symbolbild: Uranwerk
Symbolbild: Uranwerk

Zwei Tage nach einer Explosion in der iranischen Atomanlage Natans hat Teheran den Beginn seiner Urananreicherung auf 60 Prozent angekündigt. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) bestätigte am Dienstag, von der iranischen Regierung über diesen Schritt informiert worden zu sein. Die Fortsetzung der Wiener Gespräche über eine Wiederbelebung der Atomabkommens mit dem Iran wurde von Mittwoch auf Donnerstag verschoben.

Das 2015 geschlossene Atomabkommen gestattet dem Land lediglich eine Urananreicherung von 3,67 Prozent für eine zivile Nutzung von Atomenergie. Bereits im Januar hatte der Iran aber mit der Erhöhung der Urananreicherung auf 20 Prozent begonnen. Der Schwellenwert der Urananreicherung für eine militärische Nutzung von Atomkraft liegt bei 90 Prozent. 

Laut dem iranischen Sender Press TV soll die zusätzliche Verstärkung der Urananreicherung bereits am Mittwoch starten. In einem weiteren Verstoß gegen das Atomabkommen will Teheran laut Staatsmedienberichten die Zahl der Zentrifugen in der Atomanlage Natans um weitere 1000 aufstocken.  

In der Atomanlage Natans im Zentrum des Iran hatte es am Wochenende – nur Stunden nach der Inbetriebnahme neuer, nach dem Atomabkommen verbotener Zentrifugen – einen Zwischenfall gegeben. Die iranischen Behörden sprachen von einem „Terrorakt“, für den sie Israel verantwortlich machten und kündigten „Vergeltung“ sowie die Ausweitung ihrer nuklearen Aktivitäten an. Nach Informationen der „New York Times“ wurden durch die Explosion die Energie-Anlagen für den Betrieb unterirdischer Zentrifugen „vollständig zerstört“.

Israelische Medien führten den Angriff auf die Atomanlage auf eine „Cyber-Operation“ der israelischen Sicherheitskräfte zurück. Offiziell hat Israel jedoch keine Verantwortung für den Angriff übernommen. Die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu lehnt das internationale Atomabkommen mit dem Iran vehement ab und wirft Teheran vor, mit seinem Nuklearprogramm den Bau einer Atombombe anzustreben. Dies weist der Iran zurück. 

Die Explosion in Natans verschärfte die Spannungen zwischen den beiden Erzfeinden zusätzlich. Irans Außenminister Mohammad Dschawad Sarif warnte Israel am Montag vor einem falschen Kalkül und kündigte Maßnahmen an, um die Urananreicherungsanlage in Natans „noch leistungsstärker“ zu machen. Israelische Medien meldeten am Dienstag einen Angriff auf ein von Israel betriebenes Schiff vor der Küste der Vereinigten Arabischen Emirate. 

Die US-Regierung zeigte sich am Dienstag „beunruhigt über die provokanten Ankündigungen“ Teherans. Trotz der iranischen Pläne für eine verstärkte Urananreicherung sei Washington jedoch weiterhin zu Verhandlungen mit Teheran bereit. „Wir denken, dass der diplomatische Weg der einzige Weg nach vorn ist und dass Gespräche, selbst wenn sie indirekt sind, der beste Weg sind, um zu einer Lösung zu gelangen.“

In Wien hatten vergangene Woche Verhandlungen über eine Wiederbelebung des Atomabkommens begonnen. Unter dem damaligen Präsidenten Donald Trump waren die USA 2018 einseitig aus dem Abkommen ausgetreten und hatten massive Sanktionen gegen den Iran verhängt. Teheran zog sich in der Folge schrittweise von seinen Verpflichtungen aus dem Abkommen zurück. 

Die neue US-Regierung von Präsident Joe Biden hat grundsätzlich Bereitschaft signalisiert, dem Atomabkommen wieder beizutreten. Washington dringt allerdings darauf, dass der Iran zunächst zu seinen Verpflichtungen aus dem Abkommen zurückkehren müsse.

Der Iran wiederum macht die Aufhebung der US-Strafmaßnahmen zur Vorbedingung dafür, dass er sich wieder in vollem Umfang an das Abkommen hält. Zum Start der Gespräche waren US-Diplomaten in separaten Gesprächen in die Beratungen eingebunden, saßen aber nicht mit den Vertretern aus Teheran an einem Tisch.

Kurz nach der Ankündigung Teherans zur verstärkten Urananreicherung gab Russlands UN-Botschafter Michail Uljanow die Verschiebung der zweiten Runde der Wiener Gespräche um einen Tag bekannt. 

Zuvor war Russlands Außenminister Sergej Lawrow in Teheran von Präsident Hassan Ruhani und Außenminister Sarif empfangen worden. Sowohl Lawrow als auch Sarif gingen bei dem Treffen hart mit der EU ins Gericht. Sarif hielt den Europäern vor, „unfähig“ zu sein, ihre Verpflichtungen aus dem Atomabkommen zu erfüllen und dem „Druck“ Washingtons nachzugeben. 

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